Welch herrliche Klänge durchziehen die Luft Wie wogt es und drängt sich zum Gotteshaus! Und eh noch der letzte Gesang verhallt. Da draußen da starrt es wie Speer an Speer, Doch drin die Gemeinde am Boden kniet, Sie sehn, wie der Zug sich nun fortbewegt, Und draußen das schwankt es den Weg entlang. Welch Lärmen und Toben, welch wüst Geschrei: Ein Bäerlein ruft: "Führt der Rößlein zwei!" Und dann bei der höhnenden Stimmen Chor Er schnalzt mit der Zunge, die Peitsche knallt. "Dein Stück war brav, ich macht's nimmer mehr, Da Hängt noch das Seil von des Turmes Knauf. Wie stolz hängt sie wieder im Glockenhaus!
Bei Frührotserwachen im
Nebelduft!
Sie steigen gen Himmel, zur Erde nieder und
Klingen in Herzen
und Sinnen wieder.
"In Liebe seid einig, im Glauben stark".
So läutet die
Glocke von Krusemark.
Der Bischof legt selbst heut
die Predigt aus.
"Und sind wir umringt auch von Feindesscharen,
Der Herr
der allmächtige wird uns bewahren".
"In Liebe seid einig, im Glauben
stark".
So läutet die Glocke von Krusemark.
Erscheint in der Tür eine
Schreckensgestalt
"Ha, endlich erwischt die ersehnte Beute,
Zum letzten
Mal schallte das Festgeläute
Daß keiner bewegt sich von seinem Platz,
Bis
wir geborgen den eh'rnen Schatz!"
Verweg'ne Gesichter schaun
wild umher.
"Das Glockengut bringen wir bald zum Sieden,
Um Schwerter und
Lanzen daraus zu schmieden.
Zur Arbeit das Seil hängt bereits vom
Knauf,
Gerüste sind fertig, hinauf, hinauf!"
Und sieht, wie die Glocke man
abwärts zieht.
Ein zitternder Laut, bang wie Klagelieder,
Da bebt sie und
schwebt sie vom Turme nieder.
"In Liebe seid einig, im Glauben stark,
Fahr
wohl, o Du Glocke von Krusemark!"
Der ihnen ihr Kleinod von
dannen trägt.
Es schluchzen die Weiber, die Fäuste ballen
In ohnmächtiger
Wut sich, Gesänge hallen.
Der Bischof spricht betend: "Herr, Du bist
stark,
Errette die Glocke von Krusemark!"
Es ächzen die Räder so schwer
und bang.
Zur Grenze des Dorfes gelangt der Wagen,
Da müssen die Rosse sie
peitschen und schlagen.
Es stockt das Gefährt. Ist die Last so
stark?
Nicht rührt sich die Glocke von Krusemark.
"Die kräftigsten Pferde
schafft schnell herbei!"
Sie zerren und schieben und drehn die
Speichen,
Umsonst, das Gefährt bringt nichts zum Weichen.
Sie fluchen und
wettern durch Bein und Mark -
"Hilf Himmel, die Glocke von Krusemark!"
Da holt ihn der Führer im
Zorn herbei.
Sagt spottend: "Die Glocke kannst Dir gewinnen,
Bringst Du
mit den Mähren sie jetzt von hinnen,
Schau, vierzig die bringen sie nicht vom
Fleck!"
Das Bäuerlein spricht: "Schirrt ab, nehmt sie Weg!"
Spannt seine zwei Rößlein er mutig
vor.
"Will Dir mich befehlen, Herr Jesu! Amen -
Halloh, nun zieht frisch
in Gottes Namen!
Von Wendemark kam ich, umwend' ich stark
und fahre zurück
nach Krusemark."
Die Rosse sie ziehn mit
Allgewalt -
Da schwankt und erhebt sich der schwere Wagen,
Rollt eilend,
als sei er vom Winde getragen,
Und hält nicht eher an als bis vorm
Kirchentor,
Der Führer der Horde tritt nun hervor:
Sie zollen Dir Dank, und
ich geb Dir ehr.
Was that'st daß die Rößlein so vorwärts kamen?"
Das
Bäuerlein spricht: "Herr, in Gottes Namen!"
"Nun bring Euer Kleinod, den
eh'rnen Schatz,
Ich wieder an seinen gewohnten Platz."
Herbei alle Mannen! Hinauf,
hinauf!
Die Winde, die Schrauben, setzt an die Hebel!
Da leuchtet die
Sonne, durchbricht den Nebel.
Die Glocke schwebt leicht in der Luft
empor,
Und drin in der Kirche schallt Jubelchor.
Die Horde jedoch packt ein
innerer Graus.
Dann plötzlich beginnt sie von selbst zu schwingen,
Und
machtvoll die Töne ins Weite klingen.
"In Liebe seid einig, im Glauben
stark".
So läutet die Glocke von Krusemark.